Gott ist Liebe und Erbarmen – Gedanken zum Sonntagsevangelium

Gott ist Liebe und Erbarmen – Gedanken zum Sonntagsevangelium

12.09.2022

Alle Texte vom heutigen Sonntag sprechen vom Erbarmen!

Was wir über Gott sagen können, ist Liebe und Erbarmen – nicht erst im Neuen Bund, sondern auch schon im Alten Bund wie wir es in der Ersten Lesung aus dem Buch Exodus hören konnten. Gott befreite das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten und wollte es in das Gelobte Land führen, doch da kam es zum Abfall vom Glauben durch den Tanz um das Goldene Kalb; eine Versuchung, der bis heute die Reichen dieser Erde erliegen. Gott zürnt, will strafen, doch da hört Gott auf die Fürsprache von Mose und das Göttlichste in Gott bricht durch. Das Herz Gottes bleibt der Liebe treu, auch wenn wir treulos sind, Gott wird sich niemals untreu. Wenn schon im Alten Testament die Morgenröte des Heils aufleuchtet, dann wird erst recht das Neue Testament mit dem vollen Glanz der Liebe Gottes erfüllt. Davon werden Pharisäer und Schriftgelehrte geblendet. Für sie ist es ein Skandal, ein Ärgernis, dass Jesus als Lehrer, als Rabbi mit Zöllnern und Sündern zu Tisch sitzt und isst. Immer wieder war Jesus mit Verachteten und Ausgegrenzten zusammen, hielt nicht Abstand zu ihnen, sondern ging ihnen nach, suchte ihre Nähe und Gemeinschaft. Den frommen Juden war dieses Verhalten Jesu so fremd, dass Jesus nur versuchen konnte, in Gleichnissen sein Verhalten zu rechtfertigen. Deshalb erzählt Jesus vom verlorenen Schaf, von der verlorenen Drachme und vom verlorenen Sohn. So ausführlich und anschaulich schildert Jesus im Evangelium, dass es keine Erklärung braucht. Aber wie geht es uns dabei? Wo stehen wir? Können wir auch Jesu Verhalten nicht annehmen? Sind wir auch beleidigt wie der ältere Bruder, weil der Jüngere Verzeihung findet, ja so gar reich beschenkt wird, so großartig gefeiert bei seiner Rückkehr? Da geht es um unser Herz. Wie schaut es in mir aus? Kann ich verzeihen, vergeben? Bin ich zu Versöhnung und Nachsicht bereit? Wie ist mein Herz beschaffen? Da hilft uns die Zweite Lesung, wenn Paulus sagt: Ich habe Erbarmen gefunden. Wir sind versucht von Selbstgerechtigkeit. Wir meinen vielleicht, wir brauchen nicht Verzeihung und Erbarmen, weil wir nichts angestellt haben, nichts Böses getan haben. So oft ist zu hören: ““Ich kann mit der Beichte nichts anfangen, ich habe nicht gestohlen, niemand umgebracht”. Aber wir fragen nicht: Habe ich geliebt? Habe ich vergeben? Wir sind versucht von einem unversöhnten, harten Herzen.

Das erinnert uns, wie Jesus zum Pharisäer so wunderbar über die Sünderin spricht: Sie hat viel geliebt, darum wurde ihr viel vergeben. (Lk 7,47)

Es ist die Liebe, die alles überragt und alles entscheidet.

So bekennt es auch Paulus in der Zweiten Lesung zweimal. Ich habe Erbarmen gefunden, er hat mich in Dienst genommen, obwohl ich lästerte, verfolgte, verhöhnte, Christen tötete. Paulus rühmt sich, als Erster der Sünder hat Christus an ihm seine ganze Langmut gezeigt. Lassen auch wir uns erwecken, herausreißen aus unserer Mittelmäßigkeit und Langeweile hinein in die Freude und Feuerskraft der Liebe Gottes, die alles übersteigt und dem Leben neuen Geschmack gibt.

Dr. Ignaz Hochholzer

Foto: Gebetsaktion

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