Kehrt um, dann werdet ihr leben – Gedanken zum Gleichnis vom verlorenen Sohn

Kehrt um, dann werdet ihr leben – Gedanken zum Gleichnis vom verlorenen Sohn

27.03.2022

Wir hören heute das bekannte Evangelium vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Vater. Dieser Vater hatte zwei Söhne. Einer davon entscheidet sich dafür, seinen Vater zu verlassen und ein Leben der Zügellosigkeit weit weg vom Haus des Vater zu führen. Als eine Hungersnot kommt und es ihm schlecht geht, kehrt er schließlich zum Vater zurück, der bereit ist ihm alles zu vergeben und ihn wieder als Sohn aufnimmt.

Ich habe dieses Evangelium schon oft gehört sowie vielen Predigten darüber gelauscht. Man bekommt es meist als Gleichnis über die Beichte und Umkehr ausgelegt. Der Mensch, der sich gegen Gott versündigt hat, kehrt zu Gott zurück. Der reumütige Sünder kehrt in die Arme Gottes des Vaters zurück, der ihn im Sakrament der Beichte schon erwartet. Ich habe dieses Gleichnis in vielen Katechesen über die Beichte ausgelegt bekommen und in vielen Texten über die Beichte gelesen.

Doch heute höre ich dieses Gleichnis Jesu zum ersten Mal aus einer anderen Perspektive, ich höre es mit einem anderen Ohr. Zunächst macht mich das Wort „Hungersnot“ hellhörig. Als der junge Mann in Saus und Braus lebte, kam eine Hungersnot über das Land. Alle Experten und aufmerksamen Beobachter der Zeit sagen uns dasselbe: Uns erwartet eine große Lebensmittelknappheit, die unweigerlich zu Hunger führen wird. Uns in Europa erwartete eine Hungersnot. Auf einmal verstehe ich das Gleichnis vom verlorenen Sohn nicht mehr individuell, bezogen auf den Einzelnen, sondern ich verstehe es universal: es ist eine Beschreibung unserer Zeit!

Während der Hungersnot erkennt der junge Mann, dass er auf einen Irrweg geraten ist und kehrt zu seinem Vater zurück. Der Sohn, der seinen Vater in Eigenwilligkeit verlassen hat, der nicht mehr im Haus des Vaters leben will, der alles selbst machen und entscheiden will, ist das nicht eine Beschreibung unserer Gesellschaft? Die Mehrheit der Menschen lebt doch genau so: emanzipiert von Gott, autonom, das heißt sich selbst gesetzgebend. Der Mensch hat sich abgewendet von Gott. Er will nicht mehr von Gott abhängig sein, sondern möchte alles selbst entscheiden. Die Mehrheit der Menschen interessiert sich doch in Wahrheit kein bisschen mehr für die Gebote Gottes! Oder wem ist es wirklich noch wichtig, den Namen und den Tag Gottes zu heiligen? Wer lebt heutzutage noch die voreheliche Enthaltsamkeit und die Treue in der Ehe aus ganzem Herzen? Wer hält das Leben heilig und verurteilt Abtreibung und Euthanasie aufs Schärfste? Wer kämpft gegen Neid, Missgunst und Gier im eigenen Herzen? Wer spricht nie abwertend über seinen Nächsten und urteilt nie über den anderen? Wer sucht in allem die Wahrheit und stellt sich gegen jede Unwahrheit und Lüge, die uns beispielsweise in den Massenmedien erzählt wird? Kurz gesagt: Wer versucht im täglichen Leben und ganz konsequent nach den Geboten Gottes zu leben und Gott in allem zu gefallen?

Unsere Welt und Gesellschaft ist so weit weg davon, gottesfürchtig zu leben und zu handeln. Unsere gesamte Gesellschaft ist wie der verlorene Sohn, der in seinem Hochmut meint, auch ohne den Vater leben zu können. Das Evangelium, das wir heute gehört haben, ist eine Beschreibung unserer derzeitigen Situation.

Wir dürfen darauf hoffen, dass die kommende Lebensmittelknappheit, die sich immer mehr abzeichnet, ein Moment für uns alle ist, in dem wir erkennen, dass es ein Fehler war, Gott und seine Gebote zu verlassen. Mögen wir erkennen, dass der einzige Weg der ist, zu Gott zurückzukehren und umzukehren!

Genau darum bittet uns die Muttergottes in ihrer letzten Botschaft am 25. März 2022, wenn sie sagt: „Ich rufe euch auf, zu Gott und den Geboten Gottes zurückzukehren, damit es euch wohl ergehe auf Erden und dass ihr aus dieser Krise herauskommt, in die ihr hineingegangen seid, weil ihr nicht auf Gott hört, der euch liebt und euch retten will und euch in ein neues Leben führen möchte.“

Der Aufruf ist eindeutig: Kehren wir zunächst selbst zu Gott und zu seinen Geboten zurück und beten wir für die vielen, vielen Menschen, die Gott noch nicht kennengelernt haben und fern seiner Gebote leben, damit auch sie umkehren.

Beten wir für Umkehr! Das ist das wichtigste Gebetsanliegen in diesem Augenblick der Geschichte.

KE

Foto © Gebetsaktion

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